Die deutsche Kriegsgräberstätte in der alten Hansestadt Tartu liegt im Stadtteil Ropka. Dort sind Tote des Zweiten Weltkrieges bestattet, deren Gräber allerdings nicht zugänglich sind.
Friedhofsbeschreibung
Die eigentliche Gräberfläche der deutschen Kriegstoten auf dem Friedhof St. Paul (Pauluse kalmistu) ist überbettet – weitere Tote wurden später auf demselben Areal beerdigt. Ein als Dreieck angelegter, grau gepflasterter Platz an einem kleinen Teich ist heute als Gedenkstätte den deutschen Soldaten dieses Friedhofs gewidmet.
Ein ausgeschilderter Weg führt zu dem rund 300 Meter vom Haupteingang entfernten Gedenkplatz. An dessen Spitze erhebt sich ein Hochkreuz aus Granit. Davor liegt eine Steintafel mit der zweisprachigen Aufschrift „Auf diesem Friedhof ruhen deutsche Soldaten, deren Gräber nicht mehr erreichbar sind“. Ihre Namen sind auf großen Platten aus Granit rechts und links des Hochkreuzes verzeichnet.
Belegung
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. geht von ungefähr 35.000 deutschen Kriegstoten in Estland während des Zweiten Weltkriegs aus. Bestattet waren sie ursprünglich an rund 1.700 Grablageorten. Hinzu kommen Soldaten, die in Kriegsgefangenschaft ihr Leben verloren. Deren Zahl schätzt das Deutsche Rote Kreuz auf rund 10.000. Die Erfassung der Kriegsgefangenenfriedhöfe ist noch nicht abgeschlossen.
Die Wehrmacht legte das Gräberfeld auf dem Friedhof St. Paul in Tartu an. Nach Kriegsende ließen die sowjetischen Behörden die Grabsteine entfernen, wurde die Fläche für Zivilbegräbnisse genutzt. Mehr als 2.000 deutschen Tote des Zweiten Weltkrieges sind hier bestattet.
Historie
Die Bundesrepublik Deutschland und die Republik Estland schlossen am 12. Oktober 1995 ein Kriegsgräberabkommen, das am 26. Oktober 1996 in Kraft trat. Partner des Volksbundes war für lange Zeit das staatliche Denkmalschutzamt in Tallinn. Im August 2022 übernahm das estnische Verteidigungsministerium die Verantwortung. Es delegierte die Zuständigkeit im März 2023 an das „Estonian War Museum“. Zum Kulturministerium sowie zu zahlreichen örtlichen Behörden und Institutionen bestehen enge Verbindungen.
1994 – als der Volksbundes feststellte, dass die deutschen Gräber überbettet wurden – erteilte die Stadt Tartu die Genehmigung, eine Gedenkstätte zu errichten. Dafür stellte sie einen Platz in der Nähe des ehemaligen Gräberfeldes zur Verfügung. Am 1. Juni 1997 weihte der Volksbund diese Gedenkstätte ein.
Besonderheit
Im Nordosten Tartus, auf dem Neuen Johannesfriedhof (Uus-Jaani-Kalmistu), sind deutsche Soldaten des Ersten Weltkriegs bestattet.