Auf der Kriegsgräberstätte Tallinn-Maarjamäe (deutsch: Reval-Marienberg) sind Tote des Zweiten Weltkrieges begraben.
Friedhofsbeschreibung
Die Kriegsgräberstätte an der Ostseeküste hat eine Fläche von rund 27.000 Quadratmetern. Den zentralen Gedenkplatz im nördlichen Teil prägt ein 5,50 Meter hohes Hochkreuz aus Stein. Eine Schrifttafel vor dem Kreuz erinnert an die hier ruhenden deutschen Soldaten. 24 liegende Schrifttafeln nennen die Namen, Geburts- und Sterbedaten von 2.156 Bestatteten in alphabetischer Reihenfolge. Einzelgräber der Toten lassen sich nicht mehr rekonstruieren. 25 Kreuzgruppen aus Naturstein kennzeichnen die Gräberfelder. Eine angrenzende sowjetische Gedenkstätte mit monumentalem Ehrenmal (Maarjamäe- Memorial, errichtet 1980) ragt ein Stück weit in den deutschen Friedhof hinein.
Belegung
Aus Unterlagen des Volksbundes geht hervor, dass in Estland rund 35.000 deutschen Kriegstoten aus dem Zweiten Weltkrieg ruhen. Diese verteilten sich auf ursprünglich etwa 1.700 Grablageorte. Nach Schätzungen des Deutschen Roten Kreuzes starben in Estland außerdem etwa 10.000 Deutsche in Kriegsgefangenschaft. Den Soldatenfriedhof Tallinn-Maarjamäe ließ die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg als Zubettungsfriedhof anlegen.
Historie
Der Wehrmachtsfriedhof wurde nach Kriegsende eingeebnet. Auf einem kleinen Teil des Geländes entstand die sowjetische Gedenkstätte mit dem Ehrenmal.
Das Kriegsgräberabkommen zwischen Estland und Deutschland, am 12. Oktober 1995 unterzeichnet, trat am 26. Oktober 1996 in Kraft. 1997 traf der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. mit der estnischen Verwaltung eine Vereinbarung über die Neugestaltung beziehungsweise Neuanlage der Gräberstätte. Der Umbettungsdienst sondierte die Lage der Gräberblöcke.
Von 1997 bis 1998 errichtete der Volksbund dann im Auftrag der deutschen Bundesregierung die neue Anlage. Das Gelände hatte die estnische Regierung kostenlos zur Verfügung gestellt. An den Arbeiten zum Bau des Friedhofes beteiligten sich 1998 Soldaten der Bundeswehr – zum ersten Mal in den baltischen Staaten. Am 12. September 1998 wurde die Anlage der Öffentlichkeit übergeben.
Am 8. Juni 2018 wurden im Rahmen einer kleinen Gedenkzeremonie 84 Kriegstote beigesetzt – zumeist Angehörige der deutschen Marine. Sie wurden umgebettet – ihre sterblichen Überreste hatte man während des Zweiten Weltkrieges an den Küsten Estlands geborgen.
Partner des Volksbundes war zunächst die staatliche Denkmalschutzinspektion in Tallinn. Im August 2022 ging die Verantwortung in Estland an das Verteidigungsministerium über, das dem „Estonian War Museum“ die Zuständigkeit übertrug.
2002 hatte der Volksbund in Toila die letzte von 15 neu angelegten deutschen Kriegsgräberstätten der Öffentlichkeit übergeben.
Besonderheit
Die Kriegsgräberstätte ist Teil des städtebaulichen Gesamtkomplexes in Maarjamäe. Daher grenzte man sie nicht zur Umgebung hin ab, sondern setzte lediglich eine Reihe Natursteinpfosten mit jeweils zehn Metern Abstand zueinander. Bäume und mit Rasen begrünte Flächen unterstreichen den landschaftlichen Charakter des Friedhofes. Das Gelände – bestehend aus dem deutschen Soldatenfriedhof und dem Maarjamäe-Memorial – ist wegen seiner historischen Bedeutung und interessanten Lage attraktiv für Besucherinnen und Besucher verschiedener Nationen. Aktuell gibt es Pläne, in den kommenden Jahren auf dem Areal eine große, moderne Gedenkstätte einzurichten, die auch die deutsche Kriegsgräberstätte als Lernort einbeziehen soll.