Deutschland

Rittergut Isenschibbe, Feldscheune / Gardelegen, Isenschnibber Feldscheune

Gesamtbelegung: 1.044 Tote

Gesamtbelegung: 1.044 Tote

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An der Gedenkstätte 1

39638 Gardelegen

Deutschland


Ganzjährig geöffnet

Auf dem Ehrenfriedhof nördlich von Gardelegen befinden sich die Gräber von 1.066 teilweise namentlich bekannten, am 13.04.1945 ermordeten KZ-Häftlingen verschiedener Nationen: Vor allem Bürger der Sowjetunion, Polen und Franzosen ( aber auch Italiener, Unganrn, Tschechen, GRiechen, Deutsche, Jugoslawen, Belgier, Mexikaner) sind hier bestattet. Viele der Opfer waren Juden. Die Häftlinge befanden sich auf sogenannten ,,Evakuierungstransporten" aus dem KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen und dem KZ Hannover-Stöcken. Ihre Züge gerieten wegen der zerstörten Bahnanlagen in der Nähe von Gardelegen ins Stocken. Sie mussten deshalb ihren Weg zu Fuß fortsetzen. Immer wieder verstarben entkräftete Menschen oder wurden von den Wachleuten (SS, Wehrmachtsangehörige, Hilfskräfte) erschossen. Ihre Leichen wurden am Wegrand eilig verscharrt oder blieben einfach liegen. Schließlich erreichte die Kolonne Gardelegen. Die Menschen wurden am frühen Abend des 13.04.1945 in eine vor der Stadt liegende Feldscheune getrieben, die anschließend in Brand gesteckt wurde. Menschen, die sich aus der brennenden Scheune befreien konnten, wurden brutal ermordet. Die Leichen der Opfer wurden eiligst verscharrt. Auf Befehl der am übernächsten Tag den Tatort erreichenden US-Soldaten mussten männliche Gardelegender Einwohner die Leichen exhumieren und in Einzelgräber bestatten. Nur 305 Personen konnten identifiziert werden. Am 25.04.1045 wurde der Friedhof- unter Anwesenheit der Gardelegender Bevölkerung- offiziell geweiht. Die Bewohner der Stadt wurden verpflichtet, die Anlage dauerhaft als Stätte des Gedenkens zu erhalten und zu pflegen. (Vergleiche zu einem ähnlichen Ereignis den Eintrag zu Bördekreis, VG Obere Aller, Gem. Eilsleben OT Drackenstedt.) Die Reste der Feldscheune wurden nach 1945 weitgehend beseitigt. Doch bereits am 11.09.1949 wurde auf dem Gelände eine von vier zentralen Veranstaltungen des jungen Landes Sachsen-Anhalt zum Gedenken an die Opfer des Faschismus durchgeführt. In den folgenden Jahren wurden Teile der Scheune rekonstruiert. In den 1960er Jahren entstand das Konzept für eine ,,Mahn- und Gedenkstätte", das bis Anfang der 1970er Jahre umgesetzt wurde. Es beinhaltete unter anderem eine Schwerpunktverlagerung am historischen Ort. Nicht mehr der Friedhof, sondern die rekonstruierten Scheunenteile und der davor geschaffene (Aufmarsch-) Platz wurden zum Zentrum der Anlage, die nun auch zum Schauplatz von Großverantsaltungen mit Tausenden Jugendlichen, der Nationalen Volksarmee sowie der SED-Politprominenz im Sinne des Antifaschismuskonzepts der DDR wurde. Dabei scheute man sich nicht, die Toten als ,,antifaschistische Widerstandskämpfer" und ,,Vorkämpfer für den Sozialismus" zu deklarieren, deren Vorstellungen und Ziele durch die SED-Führung verwirklicht würden. (,,Und sie haben doch gesiegt"). Einige namentlich bekannte Opfer aus Belgien und Frankreich wurden nach 1945 exhumiert und in ihre Heimat überführt. Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik entstanden heftige Diskussionen um die Trägerschaft der Anlage. Während die Stadt Gardelegen und der Landkreis die Übernahme der Einrichtung durch das Land Sachsen-Anhalt forderten, lehnte dieses eine Trägerschaft ab und bot eine finanzielle Förderung und wissenschaftliche Begleitung bei der Erforschung und Darstellung der Geschehnisse an. Schließlich wurde die Gedenkstätte in die Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt aufgenommen; deren neu errichtetes Ausstellungs- und Informationsgebäude zu den Ereignissen vom April 1945 ist im September 2020 in Gegenwart von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eingeweiht worden. Quelle: Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt, Orte des Gedenkens und Lernens; Die Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zwischen 1933 und 1952 auf dem Gebiet des heutigen Landes Sachsen-Anhalt – eine Bestandsaufnahme; Magdeburg Januar 2022