Deutschland

Rees-Haldern-Kriegsgräberstätte

Hier ruhen 871 deutsche Kriegstote des Zweiten Weltkrieges, darunter 347 Unbekannte. Es sind Soldaten, die im Lazarett, das im Kloster Aspel, unweit von Haldern, eingerichtet worden war, starben oder bei den schweren Kämpfen nach der alliierten Luftlandung bei Nimwegen im Herbst 1944 oder bei der Großoffensive der Alliierten Anfang Februar 1945 mit deren Rheinübergang Ende März 1945 gefallen waren. Die deutschen Truppen mussten mit dem Vorrücken der Alliierten ihre Stellungen in den Reichswald zurücknehmen. Goch und Kleve wurden geräumt, Kalkar und Xanten mussten aufgegeben werden. Unter großen Verlusten gelang der Rückzug über die Rheinbrücken bei Wesel. Die deutschen Truppen, vornehmlich die 6. und 7. Fallschirmjägerdivision, bezogen auf der rechten Rheinseite Stellungen im Raum Rees - Haffen - Mehr - Groin - Heeren - Herken - Haldern. Die Alliierten formierten sich auf dem linken Rheinufer bei Kalkar - Hönnepel - Niedermörmter - Vynen und bereiteten den Rheinübergang vor. Mehrere Tage wurde das rechtsrheinische Gebiet eingenebelt, bevor am Freitag, dem 23. März 1945, 17.00 Uhr, mit starkem Artilleriefeuer auf die deutschen Stellungen der Rheinübergang begann. Haldern lag vom 23. bis 27. März 1945 ständig unter Feuer. Am 28. März rückten die ersten alliierten Soldaten in Haldern ein. Unmittelbar nach den Kämpfen wurden die Toten geborgen und zunächst auf dem katholischen Friedhof des Ortes begraben. Als der Friedhof keinen Platz mehr bot, begrub man die Gefallenen bereits ab dem 28. Oktober 1944 auf dem damaligen Sportplatz. "Einst Sportplatz lebensbejahender Jugend, heute Totenacker dieser Jugend, die geopfert wurde, als der Krieg schon verloren war", so heißt es in einer Chronik. Das Gelände wurde von dem Haldener Bürger Johann Banning kostenlos zur Verfügung gestellt. Am 12. März 1946 übernahm der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Landesverband Nordrhein-Westfalen, mit Unterstützung des Kreises Rees, der Amtsverwaltung Haldern und der Kirchen, den Ausbau des Soldatenfriedhofes. Im Frühjahr 1948 legten die Architekten des Volksbundes, Fabritzius aus Essen und Scheppig aus Dinslaken, die endgültigen Ausbaupläne vor. Der Eingangsbereich wurde von Architekt Dr. Dörnke aus Essen gestaltet. 200 Gefallene waren seinerzeit auf dem Ehrenfriedhof bereits bestattet, weitere 450 Tote wurden dann aus verstreuten Feldgräbern und Einzelgrablagen auf Friedhöfen zugebettet. Die Ehrenanlagen in Brünen, Elten, Hurl, Hüthum, Isselburg und Vehlingen wurden aufgelöst und die 236 Gefallenen in Haldern beigesetzt. Auf einem Bauernhof in der Gemeinde Loikum waren 28 deutsche und ebensoviele alliierte Soldaten während des Krieges beigesetzt worden. Die Alliierten betteten ihre Toten aus und nahmen sie mit, die deutschen Gefallenen wurden zum Soldatenfriedhof nach Haldern überführt. Um diese Umbettung zu ermöglichen und die Herrichtung des Friedhofes fortführen zu können, rief die Amtsverwaltung Haldern im Herbst 1946 zu einer Sammlung auf. Das Ergebnis dieser Sammlung mit rund 18.000.- Reichsmark übertraf alle Erwartungen. Es war ein überzeugender Beweis, dass die Bevölkerung des einstigen Kampfgebietes, die durch den Krieg und seine Folgen schwer geschädigt wurde, bereit war, ihren Toten eine würdige letzte Ruhestätte zu geben. 492 der in Haldern ruhenden Toten waren zunächst unbekannt. Nach schwieriger, mühseliger Kleinarbeit konnte der Volksbund davon 145 identifizieren, 347 blieben jedoch namenlos. Zunächst kennzeichneten Holzkreuze des Bildhauers Krux aus Weeze die Gräber. 1961 / 62 mußten diese Kreuze durch Witterungsbeständige Steinkreuze ersetzt werden. Zentrales Ehrenmal des Friedhofes bildet eine überlebensgroße bronzene Pieta des Bildhauers Lorenz Zilken, der sie in seinem Atelier im Schloss Corvey, Kreis Höxter, geschaffen hat. Sie ist besonderer Ausdruck der Totenehrung. Das herbe Antlitz der Frau ist vom Schmerz gekennzeichnet. Ihr Körper neigt sich in Trauer. Ihre Arme versuchen den Leib des Gefallenen zu halten; er droht ihr aber zu entgleiten. Mit unsagbar zärtlicher Gebärde bettet ihre Hand den Kopf des Toten. Der hier verkörperte Schmerz ist Ruf und Mahnung zugleich, niemals wieder ein solches Leid zuzulassen und sich mit aller Kraft für ein friedvolleres Miteinander der Menschen einzusetzen. Gräber ausländischer Kriegstoter befinden sich auf dem früheren katholischen, heutigen kommunalen Friedhof in Haldern (36 Unbekannte in Einzelgräbern und 28 Unbekannte in einem Sammelgrab), auf dem Klosterfriedhof Aspel (8 Tote) und auf dem evangelischen Friedhof (Grab eines verstorbenen Landarbeiters). Es handelt sich vor allem um zu Tode gekommene russische und polnische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Der Soldatenfriedhof Haldern wurde am 29. Oktober 1950 im Beisein von Innenminister Dr. Flecken eingeweiht. Die Weiherede hielt der Landesvorsitzende des Volksbundes, Chefarzt Dr. Koch, Gelsenkirchen. Die Einsegnung nahmen Pfarrer Paschmann und Pfarrer Thomas vor. Oberkreisdirektor Dr. Freiherr von Bönninghausen übergab den Ehrenfriedhof in die Obhut der Gemeinde Haldern, vertreten durch Amtsbürgermeister Weber. Der Ehrenfriedhof liegt heute in der Obhut der Stadt Rees und steht unter Denkmalschutz. Aufnahmen: Martin Pitsch