In Nazareth befindet sich die wohl interessanteste deutsche Kriegsgräberstätte des Ersten Weltkrieges in Israel.
Friedhofsbeschreibung
Der Weg auf die Gräberstätte führt durch ein Tor rechts neben dem Krankenhaus „Zur Heiligen Familie“. Ein hoher Glockenturm und die Ehrenhalle sind die prägenden Merkmale. Die Gräber sind auf der rechten und linken Seite eines engen Ganges angeordnet. Auf Tafeln verewigt sind Namen, Geburts- und Todesdatum sowie Todesort der Bestatteten. Ein zweiter Gang ist denjenigen Kriegstoten gewidmet, die hier nicht beigesetzt sind – auf der Kriegsgräberstätte wird auch derer gedacht, deren Gräber nicht mehr auffindbar waren.
Belegung
Bestattet sind auf dieser Anlage deutsche Soldaten des Ersten Weltkrieges – Angehörige der deutschen Militärmissionen im Osmanischen Reich.
Während des Krieges wurden in Nazareth neben dem Hospital „Zur Heiligen Familie“ der österreichischen Barmherzigen Brüder – damals ein „Kaiserlich Deutsches Feldlazarett“ – 51 deutsche Soldaten beerdigt, die entweder bei Kampfhandlungen oder im Hospital gestorben waren. Viele weitere deutsche Kriegstote waren auf kleinen Friedhöfen oder in Einzelgräbern bestattet worden.
Historie
Die Versailler Verträge verpflichteten die britische Mandatsregierung nach Kriegsende, für alle Soldatengräber zu sorgen. Daraufhin verständigte sie sich im Dezember 1928 mit dem deutschen Generalkonsul darauf, in Nazareth einen zentralen deutschen Soldatenfriedhof anzulegen. Dort sollten alle im Mandatsgebiet – Palästina und Transjordanien – geborgenen deutschen Kriegstoten beigesetzt werden, sofern sie nicht in Jerusalem oder auf britischen Soldatenfriedhöfen bestattet waren.
Im Mai 1931 erklärte sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. bereit, die Kosten für den neuen Friedhof zu tragen. Der britische Hochkommissar für Palästina kaufte 1934 von den Barmherzigen Brüdern ein 1.200 Quadratmeter großes Stück Land, das sich östlich an den Soldatenfriedhof anschloss. Dieses Grundstück pachtete das Deutsche Reich für 999 Jahre.
Der Architekt des Volksbundes, Robert Tischler, übernahm die Planung. Die Bauarbeiten begannen 1934 und am 30. Juni 1935 wurde der Friedhof eingeweiht. Der ehemalige Soldatenfriedhof – vor dem neuen Friedhof gelegen –, wurde den Barmherzigen Brüdern als Klosterfriedhof überlassen.
1936 brach in Palästina der arabische Aufstand aus und englische Truppen besetzten das Gelände um den Friedhof. Deutsche konnten ihn kaum noch besuchen, doch die österreichischen Brüder kümmerten sich über Jahre hinweg um die Gräber. 1959 übergaben sie das Hospital und damit auch die Sorge um die deutschen Gräber an italienische Mitbrüder von der Mailänder Provinz.
Nach der offiziellen Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel 1965 erfolgten 1967 und 1982 umfangreiche Arbeiten zur Instandsetzung des Friedhofs, dem im Laufe der Zeit zwei Erdbeben, Vandalismus und Diebstähle schwere Schäden zugefügt hatten.
Ein Kriegsgräberabkommen mit Israel existiert bislang nicht. Die israelische Regierung garantiert aber das fortdauernde Ruherecht für die in Nazareth bestatteten deutschen Soldaten sowie den Schutz der Ehrenstätte. Der Volksbund finanziert die Pflege des Soldaten- und des benachbarten Klosterfriedhofs. Die Ruhestätte der deutschen Soldaten in Nazareth ist heute das einzige Grundstück in Israel, das der Bundesrepublik Deutschland – auf Pachtbasis – „gehört“.
Besonderheit
Friedenssymbol der Kriegsgräberstätte in Nazareth ist der Glockenturm. In München gegossen, ist die Glocke mit etwa eineinhalb Metern Durchmesser sowie einem Gewicht von knapp zwei Tonnen eine der größten in Israel. Sie trägt die Inschrift „LIEBE – LEBEN – LICHT“, mehrere kleinere Verzierungen, das obligatorische Gießerabzeichen sowie das Symbol des Volksbundes – die fünf Kreuze.