Frankreich

Moulin-sous-Touvent

Wegbeschreibung

D335 - Richtung Nampcel

Aktuelles

Am 10. Oktober 2024 findet auf der Kriegsgräberstätte Moulin-sous-Touvent eine Gedenkveranstaltung statt.
Département Oise, 1.903 deutsche Kriegstote des Ersten Weltkrieges; hiervon über 1.000 gefallen in 1918.

Aufgrund der aussichtslosen Lage an der Westfront und des Zusammenbruchs des verbündeten Bulgarien forderte die Oberste Heeresleitung (OHL) am 29. September 1918 die sofortige Einleitung von Waffenstillstandsverhandlungen. Nach wochenlangen Vorgesprächen zwischen der neuen Reichsregierung unter Prinz Max von Baden und Wilson sowie der Verabschiedung von parlamentarischen Reformen im Deutschen Reich begannen am 8. November 1918 die Waffenstillstandsverhandlungen bei Compiègne im Norden von Paris. Am Morgen des 11. November 1918 unterzeichneten Matthias Erzberger und Ferdinand Foch in einem Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne, der östlich des nordfranzösischen Compiègne auf einer Waldlichtung bei Rethondes stand, den Waffenstillstand, der noch am selben Tag in Kraft trat: Um 11.00 Uhr gaben Trompetensignale an den Fronten das Ende der Kampfhandlungen bekannt, unmittelbar darauf schwiegen die Waffen.

Der deutsche Soldatenfriedhof Moulin-sous-Touvent wurde im Juli 1920 von den französischen Militärbehörden als Sammelfriedhof angelegt, um die deutschen Kriegstoten aus verstreut liegenden Feldgräbern und provisorischen Gräberstätten aufzunehmen. Die Zubettungen erfolgten aus 34 Gemeindebereichen in einem Sektor nordwestlich Moulin mit Entfernungen bis zu 25 km und waren bis 1927 abgeschlossen. Moulin und die umliegenden Ortschaften gehörten zu den Gebieten, die im ersten wie im letzten Kriegsjahr besonders heftig umkämpft wurden. Sehr viele Gefallene hatte das Inf.Reg. "Bremen" (1. Hanseat.) Nr. 75 zu beklagen, die bei den Kämpfen am 20. und 21.9.1914 in diesem Gelände starben, als sie nach der Marneschlacht und dem Rückzug auf Oise und Aisne einen ersten Umfassungsversuch der Franzosen abwehrten. Dann blieb es in diesem Frontabschnitt, von Gefechten im Juni 1915 abgesehen, bis März 1917 relativ ruhig. Mitte März zogen sich die deutschen Truppen auf die sogenannte, "Siegfried-Stellung" zurück - Moulin und Umgebung wurden französische Etappe. Die Mehrzahl der hier Bestatteten starb jedoch während der großen Schlachten und zahlreichen Gefechte von Frühjahr bis Herbst 1918. Besonders zu erwähnen sind der deutsche Großangriff am 21. März Richtung Amiens, der deutsche Angriff zwischen Reims und Soissons Ende Mai und der Angriff zwischen Noyon und Soissons am 30. Mai 1918 sowie der alliierte Gegenangriff - erstmals mit starker amerikanischer Unterstützung - der am 18. Juli begann und in diesem Gebiet mit einem verlustreichen Rückzug der deutschen Truppen Ende September 1918, endete.

Die in Moulin Ruhenden gehörten außerdem Truppenteilen an, deren Heimatgarnisonen in Ost- und Westpreußen, in Schlesien, Pommern, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Brandenburg, Sachsen, Thüringen, Hessen, Westfalen, Württemberg, Bayern, Elsaß-Lothringen, im Rheinland sowie in den übrigen Hansestädten lagen.

Instandsetzungsarbeiten zwischen den Kriegen

Aufgrund einer 1926 getroffenen Vereinbarung mit den zuständigen französischen Militärbehörden konnte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. bereits 1929 mit ersten Instandsetzungsarbeiten beginnen. Das Gelände wurde mit Büschen und Bäumen bepflanzt, die Wege begrünt und das Gräberfeld durch einen Zaun mit Hecke eingefriedet. Es folgte der Bau eines Eingangsgebäudes und zwei Hochkreuze wurden errichtet. Allerdings blieb das Problem einer dauerhaften Kennzeichnung der Gräber infolge Devisenmangels und des 1939 ausbrechenden Zweiten Weltkrieges zunächst noch ungelöst bleiben.

Endgültige Gestaltung

Nach Abschluss des deutsch-französischen Kriegsgräberabkommens vom 19. Juli 1966 konnte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. - finanziell unterstützt von der Bundesregierung - die endgültige Gestaltung der deutschen Soldatenfriedhöfe des Ersten Weltkrieges in Frankreich vornehmen. Außer einer grundlegenden landschaftsgärtnerischen Überarbeitung, an der sich zahlreiche freiwillige jugendliche Helfer aus Bremen maßgeblich beteiligten, erfolgte ab 1971 auch der Austausch der bisherigen provisorischen Holzgrabzeichen gegen Kreuze aus Metall mit eingegossenen Namen und Daten der hier Ruhenden. Auch die 35 Kilogramm schweren Kreuzfundamente versetzten jugendliche Helfer an den Gräbern. Den Transport der Betonfundamente übernahm die Bundeswehr, die damit - ebenso wie die Jugendlichen - den Volksbund eindrucksvoll in der Erfüllung seiner Aufgaben unterstützte. Alle 1 903 Gefallenen ruhen in Einzelgräbern. Sechs von ihnen blieben ohne Namen.

Die Gräber der zehn Gefallenen jüdischen Glaubens erhielten aus religiösen Gründen statt des Kreuzes eine Stele aus Naturstein. Die hebräischen Schriftzeichen besagen:1. (oben) "Hier ruht begraben ... ."2. (unten) "Möge seine Seele eingeflochten sein in den Kreis der Lebenden."

Pflege:

Der Friedhof wird ständig durch den Pflegedienst des Volksbundes betreut.