Auf dieser deutschen Kriegsgräberstätte im Département Oise sind rund 2.000 Tote des Ersten Weltkrieges bestattet. Mehr als die Hälfte von ihnen starb 1918.
Belegung
Der Friedhof Moulin-sous-Touvent wurde im Juli 1920 von den französischen Militärbehörden als Sammelfriedhof für deutsche Kriegstote angelegt. Bis 1927 wurden sie aus verstreut liegenden Feldgräbern und provisorischen Gräberstätten in 34 Gemeindebereichen im Umkreis von rund 25 Kilometern umgebettet.
Moulin und die umliegenden Ortschaften gehörten zu den Gebieten, die im ersten wie im letzten Kriegsjahr besonders heftig umkämpft waren. Sehr viele Gefallene hatte das Infanterieregiment „Bremen“ (1. Hanseat.) Nr. 75 zu beklagen. Sie starben bei den Kämpfen am 20./21. September 1914, als sie nach der Marne-Schlacht und dem Rückzug auf Oise und Aisne einen ersten Umfassungsversuch der Franzosen abwehrten.
Bis März 1917 blieb es in diesem Frontabschnitt – von Gefechten im Juni 1915 abgesehen – relativ ruhig. Mitte März zogen sich die deutschen Truppen auf die „Siegfried-Stellung“ zurück – Moulin und Umgebung wurden französische Etappe.
Die Mehrzahl der hier Bestatteten starb jedoch während der großen Schlachten und zahlreichen Gefechte von Frühjahr bis Herbst 1918 – vor allem beim deutschen Großangriff am 21. März Richtung Amiens, beim deutschen Angriff zwischen Reims und Soissons Ende Mai und beim Angriff zwischen Noyon und Soissons am 30. Mai 1918. Auch der alliierte Gegenangriff – erstmals mit starker amerikanischer Unterstützung –, der am 18. Juli begann und in diesem Gebiet mit einem verlustreichen Rückzug der deutschen Truppen Ende September 1918 endete, forderte viele Opfer.
Die in Moulin Ruhenden gehörten Truppenteilen an, deren Heimatgarnisonen in Ost- und Westpreußen, in Schlesien, Pommern, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Brandenburg, Sachsen, Thüringen, Hessen, Westfalen, Württemberg, Bayern, Elsass-Lothringen, im Rheinland sowie in den übrigen Hansestädten lagen.
Der Wald von Compiègne, wo in einem Waggon am 11. November 1918 die Waffenstillstandsvereinbarung unterzeichnet worden war, ist nur rund 20 Kilometer weit entfernt.
Historie
Aufgrund einer 1926 getroffenen Vereinbarung mit den französischen Militärbehörden begann der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. 1929 mit ersten Instandsetzungsarbeiten. Das Gelände wurde mit Büschen und Bäumen bepflanzt, die Wege begrünt und das Gräberfeld durch einen Zaun mit Hecke eingefriedet. Das Eingangsgebäude entstand, zwei Hochkreuze wurden aufgestellt. Ungelöst blieb das Problem einer dauerhaften Kennzeichnung der Gräber infolge Devisenmangels und des Zweiten Weltkrieges ab 1939.
Nach Abschluss des deutsch-französischen Kriegsgräberabkommens vom 19. Juli 1966 begann der Volksbund – finanziell unterstützt von der Bundesregierung – mit der endgültigen Gestaltung der deutschen Soldatenfriedhöfe in Frankreich.
Der Friedhof wurde grundlegend saniert, woran Jugendliche aus Bremen als ehrenamtliche Helferinnen und Helfer maßgeblichen Anteil hatten. 1971 wurden die Holzgrabzeichen gegen Kreuze aus Metall mit Namen und Daten der hier Ruhenden ausgetauscht. Die 35 Kilogramm schweren Fundamente, die die Bundeswehr angeliefert hatte, setzten ebenfalls jugendliche Helfer. Alle Gefallene ruhen in Einzelgräbern. Sechs von ihnen blieben ohne Namen.
Der Friedhof wird ständig vom Pflegedienst des Volksbundes in Frankreich betreut.
Besonderheit:
Die Gräber von zehn Gefallenen jüdischen Glaubens erhielten aus religiösen Gründen statt des Kreuzes Stelen aus Naturstein. Die hebräischen Schriftzeichen besagen: "Hier ruht begraben ... ." und "Möge seine Seele eingeflochten sein in den Kreis der Lebenden."
Die Stelen wurden 2023 durch Vandalismus zerstört. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ersetzte beziehungsweise restaurierte sie – finanziell unterstützt von der Gemeinde Moulin-sous-Touvent, der französischen Partnerorganisation „Souvenir Français“ und der Deutschen Botschaft in Paris. Fünf Nationen waren bei einer Gedenkveranstaltung zum Abschluss der Restaurierung am 10. Oktober 2024 vertreten.