Marienbad (tschechisch: Mariánské Lázně) wurde 2021 in die UNESCO-Welterbeliste der bedeutenden Kurstädte Europas aufgenommen. Zum städtischen Friedhof gehören deutsche Gräberfelder.
Belegung
4.090 Tote sind dort begraben – Soldaten, die während des Zweiten Weltkrieges ums Leben kamen, aber auch Zivilpersonen. Aus Deutschland „evakuiert“, waren sie in den Krankenhäusern der Stadt verstorben. 1943 wurde die Klinik „Charité“ von Berlin nach Mariánské Lázně verlegt. Das erklärt, warum die betreffenden Grablagen als „Berliner Gräber“ oder „Berliner Friedhof“ bekannt waren.
Als Folge des Münchner Abkommens von 1938 (Abtretung des Sudetengebiets an Deutschland) und der anschließenden Besetzung des Sudetenlandes durch deutsche Truppen gehörte Marienbad bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges zum „Reichsgau Sudetenland des Deutschen Reiches“. Die Stadt blieb unzerstört.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges befanden sich auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik mehr als 18.000 Gräber deutscher Kriegstoter in über 1.600 Gemeinden.
Erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs konnte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. ab 1990 offiziell tätig werden. Die frühere tschechoslowakische Regierung hatte zwar die Bestimmungen des humanitären Völkerrechts formal akzeptiert, trotzdem blieb eine Fürsorge für die deutschen Kriegsgräber fast unmöglich.
Bis heute beruht die Volksbund-Arbeit auf Artikel 30 des deutsch-tschechoslowakischen Nachbarschaftsvertrages vom 27. Februar 1992. Darin erklären beide Regierungen die Absicht, die Kriegsgräber zu schützen und ihre Erfassung und Pflege zu ermöglichen. Ein deutsch-tschechisches Kriegsgräberabkommen steht noch aus.
Historie
Die Umgestaltung der Anlage begann 1991. In einem ersten Bauabschnitt wurden die Grabfelder planiert und mit Rasen begrünt. Die Soldatengräber erhielten Granitkreuze, auf denen die Namen, Lebensdaten und Dienstgrade zu lesen sind. Den Mittelpunkt des Gräberfeldes bildet ein Hochkreuz. Ein offenes Friedhofshäuschen (Altan) markiert den Übergang von der Kriegsgräberstätte zum „Berliner Friedhof“. Dort wurden die Grabplatten versetzt, sodass eine Rasenfläche entstand. Auf einem kleinen Platz ist ein Gedenkspruch zu lesen. Daneben steht eine Skulptur, die eine Trauernde darstellt. Schöpfer ist der Bildhauer Vítězslav Eibl.
Auf dem „Berliner Friedhof“ sind an den Einzelgräbern Namen und Daten auf Granitkreuzen verewigt. Die Sammelgräber sind durch Symbolkreuzgruppen gekennzeichnet. Granitpultsteine nennen die Namen der hier Ruhenden. Den umgestalteten Gedenkplatz des „Berliner Friedhofes“ mit der Skulptur umrahmen zwölf Bronzetafeln mit den Namen der überbetteten Toten. Im Altan findet sich ein Gedenkbuch mit den Namen der in West- und Nordböhmen nicht geborgenen Toten. Auf einer Rundstele sind die Namen der unbekannten Verstorbenen zu lesen.
Am 24. Oktober 1992 wurde diese Kriegsgräberstätte der Öffentlichkeit übergeben, zum Abschluss der Bauarbeiten fand am 14. Oktober 1995 eine Gedenkveranstaltung statt.
Besonderheit
Außerhalb des Stadtfriedhofs von Marienbad entstand ein „Park der Versöhnung“, der im Rahmen der Gedenkveranstaltung zum Abschluss der Bauarbeiten am 14. Oktober 1995 eröffnet wurde. Im Altan des Friedhofes erinnert seit 1997 eine Informationstafel an die jahrzehntelange Versöhnungsarbeit, die der Volksbund-Landesverband Berlin im Rahmen von Jugendlagern mit der Pflege von Kriegsgräbern geleistet hat.