Deutschland

Jülich-Iktebach-Mahn-und Gedenkstätte Lager

Wegbeschreibung

Leo-Brandt-Straße 2, 52428 Jülich

Mahn- und Gedenkstätte Jülich, Lager Iktebach Das Gedenkkreuz im orthodoxen Stil wurde durch die Friedensbewegung "Pax Christi" aufgestellt und am 31. Oktober 1985 durch Bischof Longin, den Vertreter der russisch- orthodoxen Kirche in Deutschland, geweiht. Auf dem Sockel des Kreuzes steht:"1944 lebten und litten in einem Lager wenige Schritte von hier 1.500 verschleppte russische und polnische Zwangsarbeiter. Viele von ihnen starben bei einem Bombenangriff am 29. September 1944. Gott kennt ihre Zahl und ihre Namen. Wir wollen sie nicht vergessen! "POKOJ FRIEDE M P". Von 1941-1944 bestand hier neben dem damaligen Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Jülich-Süd, heute Instandsetzungswerk der Bundeswehr, ein Arbeitslager. Männer, Frauen und Kinder, besonders aus Russland, der Ukraine und Polen, aber auch aus Belgien waren in dem Lager untergebracht und wurden zum überwiegenden Teil im RAW, einige in der Landwirtschaft eingesetzt. Hinzu kamen 1943 für eine kurze Zeit auch zahlreiche Franzosen, die zuvor bei der Friedrich Krupp GmbH in Essen-Borbeck gearbeitet hatten. Niemand weiß, wieviele Menschen zu welcher Zeit im Lager untergebracht waren. Die Unterlagen gingen bei den Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkrieges verloren. Für viele Arbeiter war das Lager in Iktebach nur kurze Zwischenstation, entsprechend hoch war die Fluktuation. Ab Mitte 1944 war Jülich zunehmend alliierten Luftangriffen ausgesetzt. Viele Menschen fanden in der Stadt den Tod und zahlreiche Gebäude wurden zerstört. So verbrannten am 26. September 1944 vor dem Jülicher Rathaus auf einem Lastkraftwagen russische Arbeiterinnen. Die Zahl der Getöteten ist nicht bekannt. Unstrittig ist, dass bei dem schweren Bombenangriff auf das RAW am 29. September 1944 ca. 1.500 Menschen im Lager waren. Sie durften keine Schutzräume aufsuchen und wurden bei der Essensausgabe von dem Luftangriff überrascht. Zeitzeugen berichten, dass nach dem Angriff die Baracken in Flammen standen und Männer, Frauen und Kinder schreiend aus dem Lager durch die zerstörten Stacheldrahtzäune liefen, verwundet, verstümmelt, teilweise nackt, mit angstverzerrten Gesichtern. Im Lager selbst ein Bild des Grauens: "Überall lagen zerfetzte Körperteile, das Stöhnen der Verletzten und Sterbenden war nicht zu überhören", so eine Zeitzeugin. Die Chronik der Stadt Jülich spricht von 120 bis 400 Menschen, die beim Angriff umgekommen sein sollen. Die genaue Zahl der Opfer des Bombenangriffs wurde ebenso wenig festgestellt wie die Zahl der Gefangenen, die den Angriff zur Flucht nutzten oder die anderswohin verlegt wurden. Eine Lagerregistratur lässt sich in den Archiven nicht finden. Die Toten wurden in aller Eile in den Bombentrichtern des Lagerbereichs vergraben. Über ihren Gräbern hat die Natur im Laufe vieler Jahre ein Dach der Ruhe geschaffen. Nach dem Krieg wurde der Ort mit Pappeln bepflanzt und geriet bald in Vergessenheit. Im Jahre 1985 hat sich die Jülicher Pax Christi Gruppe um Pfarrer Christian Ahlbach dieses Platzes angenommen und ihn durch ein Mahnmal gegen das Vergessen als Friedhof kenntlich gemacht. Der Bildhauer Friedel Denecke gestaltete das Stahlkreuz. Worte aus der Gedenkstunde zur Erinnerung an die Geschehnisse vor 50 Jahren am 29. September 1994: "Der Versuch einer Antwort das Kreuz. Der Dialog mit den Toten. Das Versprechen, sich zu erinnern. Immer wieder um die Orte menschlichen Leids und der Erniedrigung zu wissen Orientierungen für das eigene Leben. Damit sich nicht alles wiederholt und sich der Weg zu einer neuen Menschlichkeit auftut -für jeden einzelnen von uns." Pax Christi Gruppe Jülich Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Landesverband NRW Essen Stadt Jülich