Deutschland

Havelberg, internationaler Friedhof

Ab Januar 1915 fielen im Gefangenenlager Havelberg (zu Details vgl. den Beitrag zu Hansestadt Havelberg – Jungfernfriedhof) viele Menschen dem Ausbruch einer Flecktyphus-Epidemie zum Opfer. Wurden die Toten zunächst auf dem Jungfernfriedhof beerdigt, erfolgte ihre Beisetzung ab Januar 1915 auf dem neu angelegten Interniertenfriedhof im Wald bei Müggenbusch. Viele hier Beigesetzte waren keine Soldaten sondern Zivilisten, die als Internierte festgehalten wurden: Männer, Frauen und Kinder. Die jüngsten hier Bestatteten waren nur wenige Tage alte Kinder. Auf den einzelnen Gräbern wurden gusseiserne Kreuze aufgestellt. Zudem fertigten Inhaftierte aus einzelnen Brückenbalken ein großes Holzkreuz an, das sie im Jahre 1915 in der Mitte des Friedhofes aufstellten. Bis zum Ende des 1. Weltkrieges wurden hier 726 Personen begraben. Im Jahre 1918 wurde ein Denkmal für die französischen Opfer errichtet. Die sterblichen Überreste von 65 Opfern (Franzosen, Belgier und Italiener) wurden in den 1920er Jahren in ihre Heimat überführt, so dass auf dem Gräberfeld heute noch 623 Russen, 23 Polen, 9 Inder, 2 Serben, 1 Rumäne, 1 Italiener, 1 Belgier und 1 Person unbekannter Nationalität bestattet sind. Unter den Opfern befinden sich auch Frauen und Kinder, die zwischen dem 19. Februar 1915 und dem 24. Oktober 1918 verstorben sind. Im Jahre 2007 wurde die Anlage grundlegend mit Unterstützung der Bundeswehr saniert. Die Grabfelder befinden sich links und rechts des Zugangsweges zum Denkmal. Auf jedem Grabfeld befindet sich ein Grabzeichen mit den Namen der dort bestatteten Opfer. Quelle: Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt, Die Gräber erhalten, den Frieden bewahren. Gräber für die Opfer des 1. Weltkrieges auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt, Magdeburg 2014.