Deutschland

Breuna

Dieser Text ist ein Ergebnis des Forschungsprojektes des Landesverbandes Hessen "Zur historischen Aufarbeitung auserwählter Kriegsgräberstätten in Hessen": http://www.volksbund.de/hessen/projekte0/forschungsprojekt0.html Etwas außerhalb der Gemeinde Breuna liegen zwei Kriegsgräberstätten. Getrennt voneinander wurden hier 490 deutsche und 145 ausländische Kriegstote aus Polen und der Sowjetunion beigesetzt. Hauptsächlich waren es Soldaten, die bei Kämpfen, in Lazaretten oder in Kriegsgefangenschaft gestorben sind. Anfang der 1950er Jahre baute der Volksbund die ursprünglich vom amerikanischen Gräberdienst angelegten Gräberfelder mit Hilfe von Pfadfindergruppen aus. 1951 wurden beide Kriegsgräberstätten eingeweiht und in die Obhut der Gemeinde Breuna übergeben. Die ausländischen Kriegstoten Von den zahlreichen ausländischen Kriegstoten ließen sich nur wenige identifizieren. Die gefundenen Erkennungsmarken waren wegen fehlender Unterlagen dabei meist leider nicht hilfreich. Laut Gräberliste sind lediglich 13 sowjetische und ein polnischer Staatsbürger namentlich bekannt. Die Mehrzahl der beigesetzten Toten wurde bei der Erfassung durch den amerikanischen Gräberdienst mit einem X und mit einer fortlaufenden Nummer registriert. Ihre Grabsteine sind heute mit der Aufschrift „Unbekannt“ gekennzeichnet. Anhand der vorliegenden Erkennungsmarken wird jedoch deutlich, dass viele der unbekannten Toten im Kriegsgefangenenlager 326 (VI K) Senne erfasst worden waren. Dort wurden vor allem sowjetische Kriegsgefangene festgehalten. Ende der sechziger Jahre wurden weitere Gräber von namentlich bekannten polnischen und sowjetischen Kriegstoten von Ersorde und Volkmarsen überführt. Abweichend von den Angaben auf dem Gedenkstein beträgt die Gesamtzahl der ausländischen Toten inzwischen 145 Personen. Das "letzte Aufgebot" Unter den deutschen Soldaten sind auffallend viele junge Männer im Alter von 16 bis 20 Jahren. Insbesondere der Jahrgang 1927 ist besonders häufig vertreten – ein Zeichen dafür, dass die nationalsozialistische Führung gegen Ende des Krieges in zunehmendem Maße Jugendliche zur Verteidigung einsetzte. Seit August 1944 mussten bereits 17jährige in der Wehrmacht oder Waffen-SS kämpfen. Im Februar/März 1945 wurde selbst auf Angehörige des Jahrgangs 1928/29 zurückgegriffen. Wie so viele seiner Mitschüler von der Nationalpolitischen Erziehungsanstalt in Illfeld/Südharz musste sich auch der 16jährige Wolfgang Michael im April 1945 zum Fronteinsatz bereit halten. Die Jugendlichen wurden zusammen mit einer Einheit der Luftwaffe am 14./15. April 1945 bei Siptenfelde im Ostharz eingesetzt, um gegen die heranrückende amerikanische Armee zu kämpfen. Viele Schüler kamen dabei ums Leben. Nachforschungen des Vaters nach dem Verbleib seines Sohnes blieben bis zum Sommer 1954 ohne Erkenntnisse. Der einzige Anhaltspunkt bestand darin, dass die Papiere von Wolfgang Michael auf dem Marktplatz von Eisleben gefunden wurden. Auf diesem Platz wurden gegen Kriegsende gefallene Soldaten aufgebahrt, die dann vermutlich in der näheren Umgebung ihre letzte Ruhe fanden. Im Juli 1954 teilte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. dem Vater mit, dass in der Zentralgräberkartei mit der „Grablage Breuna. B-4-78, ein Michael? Wolfgang?“ verzeichnet war. Es handelte sich tatsächlich um einen gleichaltrigen Jugendlichen, der im April 1945 ums leben kam. Bei näherer Betrachtung der Umbettungsunterlagen wurde jedoch deutlich, dass die gesuchte Person und der gefundene Tote nicht identisch waren. Zum größten Bedauern des Vaters wurde der Tote von Breuna schließlich nicht als sein Sohn, sondern als Wolfgang Michael Besuch identifiziert. Das Grab von Wolfgang Michael konnte bis heute nicht ermittelt werden.