Deutschland

Berlin-Wedding, Dom-Friedhof II

Die Berliner Dom-Gemeinde legte ihren zweiten Friedhof 1870 in der Müllerstraße in Wedding an, nachdem ihr erster, 1843 angelegte Friedhof in der Liesenstraße bereits nach wenigen Dekaden zu klein wurde. Dieses frühe Datum mag verwundern, bedenkt man, dass der Berliner Dom erst 1905 eingeweiht wurde. Doch an jener Stelle wurde schon 1536 ein erster Dom geweiht, dem der 1750 eingeweihte zweite Dom folgte. Dieser war als barocker Bau von Johann Boumann und Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff entworfen und zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Karl Friedrich Schinkel im schlichten Klassizismus umgestaltet worden – kein Vergleich zu dem überladenen Entwurf von Julius Carl Raschdorff für den wilhelminischen Bau. Auf dem Friedhof befinden sich mehrere Ehrengräber des Landes Berlin: - Albert Emil Brachvogel (1824-1878), Schriftsteller („Narziß“, „Friedemann Bach“) - Carl Friedrich Leopold von Gerlach (1757-1813), Oberbürgermeister Berlins während der napoleonischen Besatzung - Heinrich Grüber (1891-1975), Theologe und NS-Widerstandskämpfer („Büro Grüber“) - Karl Richard Lepsius (1810-1884), Ägyptologe und Sprachforscher, Begründer der modernen Ägyptologie Hinzu kommen Persönlichkeiten, die ehedem ein Ehrengrab erhalten hatten: - Paul Gurk (1880-1953), Schriftsteller und Maler – einer der großen vergessenen Autoren deutscher Sprache des 20. Jahrhunderts (Ehrengrab 1987-2009) - August Merget (1801-1877), Seminarlehrer (Ehrengrab 1984-2005) Seit den 1960er Jahren wird der Friedhof von einer breiten Promenade geteilt. Auf dem Friedhof befinden sich 152 Einzelgräber und eine Sammelgrabanlage von 72 m² mit Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft. (Martin Bayer, 24.06.2020)