Deutschland

Berlin-Spandau, Friedhof "In den Kisseln"

Der mit knapp 62 ha flächenmäßig größte Friedhof innerhalb der Stadtgrenzen Berlins wurde in einen bereits vorhandenen Bestand von Kiefern („Kisseln“) hineingelegt und als Nachfolge-Anlage der Friedhöfe in der Oranienburger Vorstadt eingerichtet. Der Friedhof wurde am 17.11.1886 eröffnet. Die Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft sind in 16 verschiedenen geschlossenen Abteilungen eingerichtet worden, die fast alle nebeneinander liegen. Bereits in den 1940er Jahren wurden hier schon einige Flächen für die durch Kriegseinwirkungen zu Tode gekommenen Personen angelegt, und zwar ausschließlich für Zivilpersonen und Soldaten des Zweiten Weltkrieges. Unter den Zivilpersonen befinden sich die Opfer, welche u.a. bei Fliegerangriffen vom 22.11.1943 und 30.1.1944 gestorben sind. Da vor allem die innerstädtischen Friedhöfe nicht über ausreichend Flächen verfügten, um die zahlreichen Toten aufzunehmen, wurden hier die Friedhöfe der Außenbezirke zu Hilfe gezogen. Besonders auffällig in den Grabfeldern ist dabei die Mehrfachbelegung der einzelnen Grabstellen. In einer Grabstelle wurden häufig zwei und mehr namenlose unbekannte Opfer, gemeinsam mit bekannten Opfern bestattet. Eine geregelte Beisetzung dieser zahlreichen oft bis zur Unkenntlichkeit entstellten Bombenopfer, und der in den letzten Kampftagen im April/Mai 1945 verstärkt zu beklagenden Kriegsopfer war offenbar nicht mehr zu bewältigen. Der Friedhof selbst wurde Teil der Kampfhandlungen in der Schlacht um Berlin. In einer Abteilung finden sich gehäuft die Gräber von Opfern ausländischer Nationen, in einer anderen Abteilung mehr die Gräber der russischen Zwangsarbeiter und in einer weiteren Abteilung fanden zahlreiche deutsche Flüchtlinge ihre letzte Ruhestätte. 117 zwischen 21.8.1944 und 13.2.1945 standrechtlich erschossene Soldaten wurden ebenso auf diesem Friedhof bestattet; ihnen war vom NS-Regime "Wehrkraftzersetzung" vorgeworfen worden. Für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges wurden im Jahr 1919 drei Gräberanlagen mit insgesamt fast 1.000 Gräbern angelegt. Hier wurden auch Tote der Novemberrevolution 1918 und des Kapp-Putsches eingebettet. Das Franzosenkreuz erinnert an 400 französische Kriegsgefangene des dt.-frz. Krieges von 1870/71, die an den schwarzen Blattern verstorben sind.