Deutschland

Berlin-Reinickendorf, Friedhof Tegel

Der landeseigene Friedhof Tegel „Am Nordgraben“ wurde 1875 als Tegeler Gemeindefriedhof außerhalb des Dorfes am ehemaligen Hermsdorfer Weg eröffnet. Zwei Jahre zuvor hatte die Königliche Regierung in Potsdam der Gemeinde Tegel aufgrund des hohen Bevölkerungszuwachses genehmigt, auf einer etwa 2 ha großen Fläche einen neuen Friedhof anzulegen: 1871 lebten 591 Menschen in Tegel, 1875 bereits 1.267. Das Dorf Tegel selbst wurde 1322 erstmals urkundlich erwähnt. Die erste nachgewiesene Bestattung fand am 4. März 1877 statt. Die Friedhofskapelle stammt aus dem Jahr 1900, ein Saalbau im Stil märkischer Backsteingotik mit polygonal gebrochener Apsis. 1905, 1932 und 1956 wurde der Friedhof erweitert; 1977 und 1983 wurden Teile wiederum entwidmet, sei es für den Gleisbau oder den Bau eines Autobahnzubringers. Die heutige Größe beträgt 3,6 ha. Auf dem Friedhof finden sich folgende Ehrengrabstätten des Landes Berlin: - Herbert Bauer, 1925-1952, Oberwachtmeister: er starb am 25.12.1952 bei einem Feuergefecht zwischen in Frohnau eingedrungenen sowjetischen Soldaten und West-Berliner Polizisten; hunderttausende Bürger säumten den Leichenzug zum Friedhof - Wilhelm Blume, 1884-1970, Reformpädagoge und Gründer der Schulfarm Insel Scharfenberg - Adolf Dünnebacke, 1891-1978, Politiker und Stadtältester - Franz Neumann, 1904-1974, Politiker und NS-Widerstandskämpfer - Grete Sonnemann, 1903-1990, Politikerin und NS-Widerstandskämpferin Auf dem Friedhof befinden sich 70 Einzelgräber und ein Sammelgrab mit 16 m² mit Opfern des Zweiten Weltkriegs. In der Nähe des Gedenksteins für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges wurden im März 1920 vier Tegeler Arbeiter beerdigt, die bei den Kämpfen des Kapp-Putsches ums Leben gekommen waren. (Martin Bayer, 30.04.2020)