Deutschland

Berlin-Neukölln, Alter St.-Michael-Friedhof

Der erste Friedhof der St.-Michael-Gemeinde gehört zur drittältesten katholische Kirche Berlins, die nach der Reformation errichtet wurde. Er liegt an der Hermannstraße im heutigen Bezirk Neukölln, nördlich des direkt angrenzenden ev. Neuen Luisenstadt-Friedhofs. Angelegt im Jahr 1863 wurde er bis 1895 auf 2,2 ha erweitert. Die Kapelle im spätromantischen Stil stammt aus dem Jahr 1884. wurde 1852 an der heutigen Karl-Marx-Allee errichtet. Die Kirche selbst wurde 1851-1856 nach Plänen des Schinkel-Schülers August Soller im Rundbogenstil erbaut. Soller selbst starb drei Jahre vor Vollendung des vor allem als Garnisonkirche geplanten Baus und wurde nach ihrer Fertigstellung in der Kirche bestattet. Sie lag in der historischen Luisenstadt, die von der Berliner Mauer in den Ostberliner Bezirk Mitte und den Westberliner Bezirk Kreuzberg getrennt wurde. Endsprechend wurde auch die Gemeinde getrennt: die ursprüngliche, am 3. Februar 1945 stark beschädigte Kirche lag nun im Ostteil der Stadt und wurde teilweise wieder errichtet. 1961 wurde in Westberlin eine neue St.-Michaels-Kirche errichtet. Die Gemeinden entwickelten sich unterschiedlich, und so wurde nach der Wiedervereinigung der Westteil der Gemeinde St.-Marien-Liebfrauen, der Ostteil zur Domgemeinde St. Hedwig zugeordnet. Auf dem Friedhof wurden diverse Persönlichkeiten bestattet: - Alfred Rojek (1897-1975), Jurist, NS-Opfer und Stadtältester (Ehrengrab) - Richard Schönborn (1878-1957), Politiker und Stadtältester (Ehrengrab) - August Scholz (1857-1923), einziger von Maxim Gorki autorisierter Übersetzer (Ehrengrab bis 2015) Auf dem Alten St.-Michael-Friedhof befinden sich mehr als 200 Gräber mit Opfern des Ersten und vor allem des Zweiten Weltkriegs. (Martin Bayer, 17.04.2020)