Deutschland

Berlin-Neukölln, Alter St.-Jacobi-Friedhof

Der erste Friedhof der St.-Jacobi-Gemeinde wurde 1852 an der heutigen Karl-Marx-Allee errichtet. Die Kirche selbst wurde 1844/1845 im Stil einer altchristlichen Basilika nach Plänen von Friedrich August Stüler in der Kreuzberger Oranienstraße errichtet, nachdem die Gemeinde 1843 aufgrund der wachsenden Bevölkerung und der Ausdehnung der Gemeindebezirke von der Luisenstadt-Gemeinde abgetrennt wurde. Am 3. Februar 1945 wurde die Kirche zerstört und von 1953 bis 1957 wiederhergestellt. Aufgrund des U-Bahn-Baus Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ein breiter Streifen vom Gelände des Friedhofs abgetrennt, wobei viele Gräber verlegt wurden. In diesem Rahmen wurde auch die Kapelle 1910-1913 im Stile eines antiken römischen Tempels neu errichtet. 1956 wurde die Hermannstraße verbreitert, wodurch der Friedhof erneut Gelände verlor; wieder wurden Gräber verlegt. Auf dem Friedhof wurden diverse Persönlichkeiten bestattet: - Rudolf Fuess (1838-1917), Mechaniker, der innovative Präzisionsinstrumente entwickelte - Heinrich Kiepert (1818-1899), Kartograph - Paul Otto (1846-1893), Bildhauer (u.a. Wilhelm von Humboldt vor der Humboldt-Universität Berlin) - Bernhard Koehler (1849-1927), Industrieller und Kunstmäzen (förderte u.a. August Macke und Franz Marc) - Hermann Sander (1845-1939), Fabrikant und Kommunalpolitiker (1912 Schöpfer des noch heute gültigen Namens „Neukölln“ für das einstige Rixdorf) - Max Sielaff (1860-1929), Ingenieur und Unternehmer (entwickelte 1888/1889 für Ludwig Stollwerck die ersten Süßwaren-Verkaufsautomaten) - Franz Skarbina (1849-1910), impressionistischer Maler (Ehrengrab) Auf dem Alten St.-Jacobi-Friedhof befinden sich 40 Gräber mit Opfern des Ersten Weltkriegs und 223 Gräber mit Opfer des Zweiten Weltkrieges. (Martin Bayer, 17.04.2020)