Deutschland

Berlin-Mitte, Jüdischer Friedhof Große Hamburger Straße

Nach dem erstmals 1324 urkundlich erwähnten jüdischen Friedhof in Spandau, dem Judenkiewer Spandau, ist der Alte Jüdische Friedhof der älteste Begräbnisplatz für Juden in Berlin. Der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm erlaubte 1671 50 aus Wien vertriebenen jüdischen Familien die Ansiedlung in der Mark Brandenburg. Daraufhin kaufte Mordechai Model das damals noch vor den Toren der Stadt liegende und 0,6 ha große Gelände und übergab es der neu entstandenen jüdischen Gemeinde als Begräbnisplatz. 1672 wurde Gumpricht Jechiel Aschkenasi als erster Mensch dort bestattet. 1827 wurde er Friedhof aufgrund der mangelnden Erweiterungsmöglichkeit und der dauerhaften Totenruhe im jüdischen Glauben für neue Bestattungen geschlossen: Begräbnisse fanden danach bis 1880 auf dem neuen jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee und ab 1880 auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee statt. Die Anzahl der Bestattungen auf dem Alten Jüdischen Friedhof variiert zwischen 3.000 und bis zu 12.000. Das bekannteste Grab auf dem Friedhof war das des Philosophen Moses Mendelssohn (1729-1786). Das erste Altersheim der jüdischen Gemeinde wurde in unmittelbarer Nähe am 27. Juli 1829 eröffnet, gefolgt vom 1844 erbauten Altenheim an der Großen Hamburger Straße. 1942 richtete die Gestapo im Gebäude ein Sammellager ein, in dem bis zu 55.000 jüdische Bürger Berlins gesammelt und in die Konzentrationslager Auschwitz und Theresienstadt transportiert wurden, wo die meisten ermordet wurden. Der Friedhof wurde 1943 von der Gestapo zerstört. Auf dem Friedhof wurde ein Splitterschutzgraben angelegt, der mit Grabsteinen abgesichert wurde. In der DDR wurde der Friedhof zu einem öffentlichen Park umgestaltet. 1985 wurde an Stelle des zerstörten Altenheims die Skulptur „Jüdische Opfer des Faschismus“ von Will Lammert aufgestellt, der diese 1957 für die Gedenkstätte Ravensbrück erstellt hatte. 2007-2008 wurde der Friedhof instandgesetzt und ist nun als solcher wieder erkennbar. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurden zahlreiche Kriegsopfer in Massengräbern beigesetzt. 16 Sammelgrabflächen mit 2.425 m² sind verzeichnet. (Martin Bayer, 16.04.2020)