Deutschland

Berlin-Kreuzberg, Friedrichswerderscher Friedhof II

Der Friedrichswerdersche Friedhof II wurde am 17. Januar 1844 als dritter von vier Friedhöfen an der heutigen Bergmannstraße in Kreuzberg eingeweiht; an seiner westlichen Grenze befindet sich seit 1825 der Dreifaltigkeitsfriedhof II, an der östlichen seit 1852 der Friedhof IV der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde. Die vier Friedhöfe gelten als artenreichste Grünfläche Berlins mit einer besonders hohen Brutvogeldichte. Der 3,1 ha große Friedhof ist der zweite der Gemeinde, jedoch der erste eigenständige, nachdem man sich den ersten mit der Dorotheenstädtischen Gemeinde geteilt hatte (der demzufolge als Dorotheenstädtisch-Friedrichswerderscher Friedhof I firmiert). Die daraus erwachsene Namensunklarheit entschied die hiesige Friedhofsverwaltung insofern, als dass sie diesen Friedhof ohne Nummerierung und somit als Friedrichswerderschen Friedhof bezeichnet. Die Gemeindekirche in Berlin-Mitte wurde 1824-1831 von Karl Friedrich Schinkel im neugotischen Stil erbaut. Nach schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg – insbesondere durch Artilleriebeschuss am 29. April 1945 - wurde die Kirche in den 1950ern als Gebäude erhalten und 1982-1987 rekonstruiert. Nach 1945 ging die Gemeinde in der ev. Kirchengemeinde in der Friedrichstadt auf, die den Französischen Dom auf dem Gendarmenmarkt für ihre Gottesdienste nutzt. Zur 750-Jahr-Feier Berlins 1987 wurde die Kirche als Schinkelmuseum und somit Außenstelle der Nationalgalerie Ostberlins wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach der Wiedervereinigung erfolgte 1997-2001 eine erneute Instandsetzung. Im Oktober 2012 wurde der Bau erneut geschlossen, da durch umliegende Neubauten Schäden an der Kirche verursacht worden waren. Ab 2020 soll die Friedrichswerdersche Kirche wieder für Ausstellungen der Alten Nationalgalerie genutzt werden. Auf dem Friedhof befinden sich Grabstellen diverser Persönlichkeiten: - Hermann Clausius (1854-1925), preußischer General der Infanterie im Ersten Weltkrieg - Johann Friedrich Dieffenbach (1792-1847), Wegbereitet der Transplantation und plastischen Chirurgie, Begründer weiterer Operationsverfahren (Ehrengrab bis 2012) - Eduard Grell (1800-1886), vielseitiger Komponist (Ehrengrab bis 2014) - Ernst von Leyden (1832-1910), Begründer der Heilstättenbewegung zur Tuberkulosebekämpfung (Ehrengrab) - Max Missmann (1874-1945), Fotograf mit eigenem Atelier ab 1903 - Moritz Heinrich Romberg (1795-1873), (Armen-)Arzt und Begründer der klinischen Neurologie (Ehrengrab) Hinzu kommen weitere Ehrengräber des Landes Berlin: - August Selberg (1844-1935), Politiker und Stadtältester - Hermann Weigand (1854-1926), Architekt und Stadtältester Daneben finden sich weitere künstlerisch bedeutsame Mausoleen und Grabmale, wie das 1897 erbaute Mausoleum für den Seidenfabrikant Julius Heese, das heute als Kolumbarium genutzt wird, das Jugendstil-Wandgrabmal für Paul Köthner, das 1862 errichtete Mausoleum für die Familie Seeger oder das 1893 in Form einer gotischen Kapelle erbaute Mausoleum für die Fabrikantenfamilie Spinn. Auf dem Friedrichswerderschen Friedhof II befinden sich ein Sammelgrab mit 25 m² und 174 Einzelgräber mit Opfern des Zweiten Weltkrieges, vor allem zivile Tote. (Martin Bayer, 16.04.2020)