Deutschland

Berlin-Kreuzberg, Dreifaltigkeitsfriedhof II

Der Dreifaltigkeitsfriedhof II wurde 1825 als zweiter Friedhof der Dreifaltigkeitskirchengemeinde und als erster von vier Friedhöfen an der heutigen Bergmannstraße in Kreuzberg auf einem ehemaligen Weinberg angelegt; an seiner östlichen Grenze wurde 1844 der Friedrichswerdersche Friedhof II angelegt. Auch heute ist diese für Berlin recht ungewöhnliche Hanglage spürbar. Die vier Friedhöfe gelten als artenreichste Grünfläche Berlins mit einer besonders hohen Brutvogeldichte. Auf dem 4,9 ha großen Friedhof befinden sich zahlreiche monumentale Erbbegräbnisse und Mausoleen aus dem 19. Jahrhundert wie für die Bankiersfamilie Oppenheim alias von Oppenfeld. Karl Friedrich Schinkel schuf beispielsweise das Grabmal des preußischen Kriegsministers Carl von der Osten-Sacken. Auf diesem Friedhof ruhen diverse Persönlichkeiten: - Jesse Fairfield Carpenter (1853-1901), Erfinder der Eisenbahn-Druckluftbremse - Martin Gropius (1824-1880), Architekt u.a. des nun nach ihm benannte einstige Kunstgewerbemuseum (Ehrengrab); das Grabmal stammt von ihm selbst - Johann Georg Halske (1814-1890), Mitgründer des Unternehmens Siemens & Halske - Robert Held (1862-1924), entwickelte die S. Lorenz AG (später SEL) zu einem internationalen Elektronikunternehmen - Cuno Horkenbach (1883-1968), Widerstandskämpfer und Fluchthelfer von NS-Verfolgten - Georg Klingenberg (1870-1925), innovativer Ingenieur bei der AEG - Karl von Lukas (1860-1932), General der Infanterie im k. u. k. Heer - Adolph von Menzel (1815-1905), bedeutender Historienmaler (u.a. zu Friedrich II. aber auch des modernen Lebens, z.B. „Das Eisenwalzwerk“; Ehrengrab); das Grabmal wurde von Reinhold Begas geschaffen - Theodor Mommsen (1817-1903), bedeutender Historiker des Altertums und 1902 Literatur-Nobelpreisträger (Ehrengrab) - Georg Wertheim (1857-1939), Mitbegründer der Kaufhauskette Wertheim; die jüdische Familie wurde von den Nationalsozialisten enteignet. Hinzu kommen weitere Ehrengräber des Landes Berlin: - Franz Bopp (1791-1867), Sprachwissenschaftler (Ehrengrab) - Fredy Budzinski (1879-1970), für den Radsport wichtiger Sportjournalist (Ehrengrab) - Charlotte von Kalb (1761-1843), Schriftstellerin und Geliebte Friedrich Schillers (Ehrengrab) - August Kopisch (1799-1853), Maler, Schriftsteller und Erfinder (Ehrengrab) - Karl Lachmann (1793-1851), Germanist und Mitbegründer der historisch-kritischen Editionspraxis (Ehrengrab) - Philipp Konrad Marheineke (1780-1846), ev. Theologe (Ehrengrab) - Georg Heinrich Pertz (1795-1876), Historiker und Bibliothekar (Ehrengrab) - Friedrich Ludwig Georg von Raumer (1781-1873), liberaler Jurist, Historiker und Staatswissenschaftler (Ehrengrab) - Georg Andreas Reimer (1776-1842), liberaler Verleger (Ehrengrab) - Friedrich Daniel Schleiermacher (1768-1834), ev. Theologe und Philosoph sowie Begründer der modernen Hermeneutik (Ehrengrab); das Grabmal erstellte Christian Daniel Rauch - Ludwig Tieck (alias Peter Leberecht) (1773-1853), Dichter und Dramaturg („Der gestiefelte Kater“, Ehrengrab) Die 1737-1739 an der Mauerstraße erbaute Rundkirche der Dreifaltigkeitsgemeinde wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof II ruhen 30 Gefallene des Ersten Weltkrieges und fast 370 Opfer des Zweiten Weltkrieges, vor allem zivile Tote. (Martin Bayer, 15.04.2020)