Deutschland

Münster-Handorf-Kriegsgräberstätte

Friedhofsbeschreibung

Südlich der Ems, im Bereich eines ehemaligen Altarms, befindet sich im Ortsteil Handorf-Dorbaum der Stadt Münster dieses Gräberfeld für Kriegstote des Zweiten Weltkrieges. Es geht zurück auf mindestens zwei Kriegsgefangenenlager für Soldaten der ehemaligen Sowjetunion (UdSSR), die auf dem benachbarten Fliegerhorst Handorf eingesetzt waren.

Ein erstes Gefangenenlager der Luftwaffenbauabteilung 20 umfasste etwa 1.000 Personen. Die in der Zeit von Dezember 1941 bis Mai 1942 verstorbenen Gefangenen wurden hier in Gemeinschaftsgräbern beigesetzt. Die Luftwaffenbauabteilung 20 wurde danach auf andere Fliegerhorste in Norddeutschland verlegt. Von den Verstorbenen dieser Bauabteilung sind 206 bis zum Jahre 2010 anhand der Einträge auf den Personalkarten recherchiert worden. Da die Luftwaffenbauabteilung 20 jedoch sowohl in Handorf, wie auch in Rheine stationiert war, wäre es unrichtig alle Verstorbene auf der Kriegsgräberstätte Dorbaum zu vermuten. Ein Abgleich mit den Namenlisten der beiden Kriegsgräberstätten In Rheine-Königsesch ergibt, dass 50 Personen in Rheine bestattet sind. Also sind etwa 150 (+/-1) Personen in Dorbaum bestattet. Dies mag erklären warum sich auf dem Gedenkstein der Kriegsgräberstätte Dorbaum folgender Text befindet.

    HIER RUHEN 150 SOWJETBÜRGER, DIE IN DEUTSCHER GEFANGENSCHAFT IN DER ZEIT VON 1941 – 1945 VERSTORBEN SINDAUCH IHR TOD IST UNS VERPFLICHTUNG ZUM FRIEDEN!

Ein weiteres Gefangenenlager, das neben den Gräbern des ersten Gefangenenlagers errichtet wurde, ist durch ein Luftbild vom 4. April 1943 dokumentiert. Das Bild zeigt vier kleinere und zwei längere Baracken innerhalb einer Umzäunung. Dieses Lager hat etwa ein Jahr bestanden. Über die Gefangenen heißt es in der Literatur: "barbarisch waren die Umstände des sowjetischen Kriegsgefangenenlagers". Der Navigator Johann von Reth der Flugzeugfabrik Ludwig Hansen & Co "sah täglich diesen Zug von schlurfenden sowjetischen Kriegsgefangenen über den Flugplatz ziehen, eine Schaufel geschultert, apathisch, wohl unfähig zu arbeiten". Er sah in diesen Gefangenen "Todgeweihte von denen keiner nach Hause kommt". Ein Großteil der hier Bestatteten starb aufgrund der schlechten Lebensbedingungen, durch Gewalt oder infolge der unmenschlichen Arbeitsbedingungen in einem Zweigwerk der Rüstungsfirma Hansen auf dem Fliegerhorst Handorf. Da über die organisatorische Zugehörigkeit dieser zweiten Gruppe von sowjetischen Kriegsgefangenen nichts bekannt ist, sind auch keine Personalkarten vorhanden. Somit können auch keine Angaben zu möglichen Grablagen erfolgen

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Eine dritte Belegung der Kriegsgräberstätte aus der Endphase des Zweiten Weltkrieges ist denkbar. Damals befanden sich Flakstellungen auf dem Truppenübungsplatz Dorbaum, auf denen zum Kriegsende ab Februar 1944 auch Luftwaffenhelfer (meist Schüler) eingesetzt waren. Die körperlich schweren Arbeiten wurden dann durch ausländische Hilfswillige ausgeführt. Die Hilfswilligen rekrutierten sich zum großen Teil aus ehemaligen jugoslawischen und sowjetischen Kriegsgefangenen. Das Angebot ausreichender Ernährung genügte bereits um diese Hilfswilligen zu finden. Sie waren auf einem heute nicht mehr namentlich bekannten Bauernhof auf dem Übungsplatz untergebracht. Sicherlich sind auch unter ihnen Tote zu beklagen, die wohl ebenfalls ihr Grab auf der Kriegsgräberstätte gefunden haben dürften. Auch diese möglichen Grablagen sind namentlich unbekannt.

Die heutige Kriegsgräberstätte entstand 1956 und wurde 1965 neu gestaltet. Wohl im neuen Jahrtausend entstand eine neue innere Erschließungsstraße auf dem Truppenübungsgelände. Damit ist die Kriegsgräberstätte nun über einen sehr schmalen geschotterten Fußweg mit provisorischen Treppenanlagen von Osten her zugänglich.

Autor: Fritz von Poblotzki

Hinweise zum Besuch der Kriegsgräberstätte

Die Kriegsgräberstätte befindet sich heute auf einem Truppenübungsplatz, der von der Bundeswehr in Münster noch aktiv genutzt wird. Menschen, die sich die Kriegsgräberstätte ansehen möchten, werden gebeten ihren Besuch mit der Regionalgeschäftsstelle des Volksbundes (siehe unten) abzustimmen.

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in Westfalen-Lippe Bült 2 48143 Münster

Telefon: 0251 / 56 834 Mail: westfalen-lippe@volksbund.de